Fettabsaugung misslungen: Risiken, Folgen und was Betroffene wissen müssen
- Michael Jagersbacher
- 2. Juni
- 5 Min. Lesezeit

Fettabsaugung misslungen – ein Schlagwort, das für viele Betroffene mit Frust, körperlichen Beschwerden und erheblichen Kosten verbunden ist. Obwohl Liposuktion seit den 1970er Jahren zu den etablierten Methoden der ästhetisch-plastischen Chirurgie zählt, kommt es auch heute noch zu zahlreichen Komplikationen. Dieser Artikel beleuchtet, was passiert, wenn eine Fettabsaugung nicht das gewünschte Ergebnis bringt, und zeigt auf, welche Handlungsmöglichkeiten bestehen.
Fettabsaugung: Mehr als nur eine kosmetische Entscheidung
Viele Frauen und Männer entscheiden sich für eine Fettabsaugung, um störende Fettpolster an Bauch, Oberarm, Po oder Oberschenkeln entfernen zu lassen. Ziel ist es, dass sich die Körperkonturen verbessern – also eine straffere, harmonischere Silhouette entsteht. Doch eine Fettabsaugung ersetzt keine Diät und eignet sich nicht zur allgemeinen Gewichtsabnahme. Auch Cellulite oder Bindegewebsschwächen können durch den Eingriff nur bedingt korrigiert werden.
In der ästhetischen plastischen Chirurgie spricht man von der Entfernung von Fettgewebe mittels Kanüle, die über kleine Hautschnitte eingeführt wird. Vor dem Eingriff wird eine Flüssigkeit eingespritzt, um das Fettgewebe aufzulockern. Anschließend wird das Fett abgesaugt – meist unter Betäubung oder in Vollnarkose.
Ursachen für eine misslungene Fettabsaugung
Eine Fettabsaugung kann aus verschiedenen Gründen misslingen. Dabei geht es nicht nur um das ästhetische OP-Ergebnis, sondern auch um medizinische Komplikationen und langfristige Folgen für den Körper.
Häufige Ursachen sind:
Unerfahrene plastische Chirurgen oder mangelnde Spezialisierung
Ungeeignete Technik beim Fettabsaugen
Übermäßiger Blutverlust oder Verletzungen von Nerven
Ungleichmäßig abgesaugte Fettzellen und unregelmäßige Körperstellen
Fehler in der Nachbehandlung wie fehlender Kompressionsverband oder falsche Kompressionswäsche
Typische Komplikationen: Wenn sich Dellen nach der Fettabsaugung bilden
Viele Patienten berichten von Dellen nach einer Fettabsaugung, vor allem am Bauch, an den Oberschenkeln oder am Po. Diese entstehen, wenn das Fettgewebe nicht gleichmäßig entfernt wurde oder das Bindegewebe geschwächt ist.
Weitere unerwünschte Ergebnisse sind:
Asymmetrien: Die linke und rechte Körperhälfte wirken ungleich
Knoten und Verhärtungen im unterhautfettgewebe
Narbengewebe oder sichtbare Unebenheiten
Störungen im Heilungsprozesses wie verzögerte Hautstraffung oder schlechte Durchblutung
Fettabsaugung bei Lipödem: Hohe Erwartungen, hohes Risiko
Immer mehr Betroffene mit Lipödemen entscheiden sich für eine Liposuction, um das krankhaft vermehrte Fettgewebe zu reduzieren. Hierbei wird nicht nur kosmetisch, sondern auch therapeutisch behandelt. Die Entfernung großer Mengen Fett – oft mehrere Liter Fett – soll Schmerzen lindern und Mobilität verbessern. Allerdings ist die Gefahr einer misslungenen Fettabsaugung hier besonders hoch, da das Gewebe bei Lipödemen empfindlich und durchblutungsarm ist.
Wichtig: Die Liposuktion bei Lipödem gilt als besonders anspruchsvoll und sollte nur von spezialisierten Fachärzten durchgeführt werden. Eine misslungene OP kann die Symptome sogar verschlimmern.
Wie viel Fett kann maximal abgesaugt werden?
Je nach Methode und körperlicher Verfassung werden bis zu 5 Liter Fett entfernt. Doch dabei ist Vorsicht geboten: Ein zu großer Eingriff auf einmal kann zu massivem Blutverlust, Störungen des Lymphsystems und Gewebsflüssigkeit im Operationsbereich führen.
Beachten Sie:
Das Absaugen großer Mengen Fettzellen auf einmal erhöht die Komplikationsrate.
Fachärzte empfehlen deshalb mehrere kleine Eingriffe statt einer radikalen Liposuction.
Nachbehandlung und Kompressionswäsche: Der unterschätzte Erfolgsfaktor
Ein wesentlicher Bestandteil des Heilungsprozesses ist die Nachbehandlung. Diese umfasst:
Tragen eines Mieders oder Kompressionswäsche für 6–8 Wochen
Lymphdrainagen, um die Durchblutung und Heilung zu fördern
Schonung der behandelten Körperstellen
Regelmäßige Nachkontrollen beim Arzt
Wer keine geeignete Kompressionsmaßnahmen nutzt, riskiert Dellenbildung, Flüssigkeitseinlagerungen und schlechte Hautrückbildung.
Korrektur nach misslungener Fettabsaugung: Ist eine Nachkorrektur möglich?
Bei unzufriedenstellendem Operationsergebnis ist eine Nachkorrektur möglich – aber nicht sofort. Fachärzte raten, mindestens 6 Monate bis zu einem Jahr zu warten, bis das Gewebe sich stabilisiert hat.
Mögliche Korrekturmaßnahmen:
Eigenfett-Transplantationen zur Glättung von Dellen
Laserbehandlungen zur Hautstraffung und Neubildung von Kollagen
Erneute Liposuction an verbleibenden Fettdepots
Behandlung von Narbengewebe
Eine Nachkorrektur ist meist kostenpflichtig und kann mehrere tausend Euro kosten. Die deutsche Gesellschaft für ästhetisch-plastische Chirurgie (DGÄPC) weist regelmäßig auf die Bedeutung erfahrener Fachärzte hin.
Rechtliche Aspekte: Was tun bei Behandlungsfehlern?
Wenn nachweislich ein ärztlicher Fehler vorliegt – etwa durch unsachgemäßes Entfernen von Fettgewebe oder mangelhafte Aufklärung – können Patienten Ansprüche auf Schmerzensgeld oder Schadenersatz geltend machen.
Wichtig für die Beweissicherung:
Dokumentation der Wünsche und Vorstellungen im Beratungsgespräch
Fotos vor und nach der OP
Gutachten durch unabhängige Fachärzte
Eine gute Kommunikation zwischen Arzt und Patient vor dem Eingriff ist entscheidend, um spätere Missverständnisse zu vermeiden.
Risikofaktoren und Warnsignale im Vorfeld erkennen
Um Komplikationen zu vermeiden, sollten Patienten gezielt prüfen, ob der ausgewählte Arzt Mitglied in Berufsverbänden wie der DGÄPC ist. Auch die Zahl erfolgreich durchgeführter Eingriffe und veröffentlichte OP-Ergebnisse geben Aufschluss über die Expertise.
Warnsignale bei der Arztwahl:
Kein Facharzttitel für plastisch-ästhetische Chirurgie
Unklare Angaben zu Risiken und Heilungsverlauf
Verzicht auf ein persönliches Aufklärungsgespräch
Fehlender Hinweis auf Nachbehandlung oder Kompressionsverband
Fettabsaugung im Ausland – günstiger, aber riskanter
Gerade bei Reiterhosen oder dicken Oberschenkeln versprechen viele Kliniken im Ausland schnelle Hilfe zu günstigen Preisen. Doch dort fehlen oft:
Hygiene-Standards
Fachärztliche Kompetenz
Nachsorge nach Wochen nach der OP
Ergebnis: Viele Patienten kommen mit Dellen, asymmetrischem Fettgewebe oder anhaltenden Schmerzen zurück – und müssen in Deutschland teuer nachbehandelt werden.
Sanft statt Skalpell: Diese Alternativen zur Fettabsaugung sind im Trend
Wer sich ein schlankeres Erscheinungsbild wünscht, aber keine Operation durchführen lassen möchte, findet heute eine Vielzahl moderner Alternativen zur klassischen Fettabsaugung. Besonders gefragt sind Ultraschall- und Infrarotbehandlungen, die gezielt auf das Fettgewebe wirken, ohne die Haut zu verletzen. Bei der Ultraschall-Lipolyse werden hochfrequente Schallwellen eingesetzt, um Fettzellen in der Tiefe aufzubrechen und über das Lymphsystem abzutransportieren. Infrarot-Therapien wiederum fördern die Durchblutung, stimulieren das Bindegewebe und unterstützen den Fettstoffwechsel – ein echter Bonus für die Hautstraffung. Auch Kryolipolyse (Fettvereisung) und Radiofrequenz gelten als effektive, nicht-invasive Methoden zur Reduktion kleiner Fettdepots. Sie alle ersetzen keine Diät, bieten jedoch eine risikoarme Möglichkeit, gezielte Problemzonen zu behandeln – ganz ohne Narkose oder Narben.
Keine Operation ohne erfahrenen Facharzt – Risiken von Schönheitsoperationen realistisch einschätzen
Eine Fettabsaugung ist keine harmlose Maßnahme, sondern eine ernstzunehmende Operation, die sorgfältig vorbereitet und fachgerecht durchgeführt werden muss. Wer sich für einen Eingriff entscheidet, sollte sich ausschließlich einem qualifizierten Facharzt für plastische und ästhetische Chirurgie anvertrauen. Misslungenes Fettabsaugen kann schwerwiegende ästhetische und gesundheitliche Folgen nach sich ziehen – von Dellenbildung über Nervenschäden bis hin zu langwierigen Korrekturoperationen.
Gerade in der Welt der Schönheitsoperationen wird oft mit schnellen Erfolgen geworben. Doch Qualität, Erfahrung und medizinische Standards sollten immer oberste Priorität haben. Informieren Sie sich umfassend, stellen Sie gezielte Fragen und lassen Sie sich nicht von vermeintlichen Schnäppchen verführen. Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden verdienen den höchsten Standard – denn das richtige Ergebnis beginnt mit der richtigen Entscheidung.
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